Hayatboyu – Lifelong

Sektion: Panorama Special / Regie: Asli Özge  / Türkei, Deutschland, Niederlande / 110′

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Sentimentalität oder ausufernde Leidenschaft kann man Can und Ela nicht vorwerfen. Das Paar lebt nebeneinander her, viel zu sagen gibt es nicht mehr. Sie gehören zur oberen türkischen Mittelschicht, sind gebildet, haben Jobs in denen sie sich scheinbar selbst verwirklichen können und eine Designer-Wohnung. Und trotz ihrer Abgebrühtheit im Beruf gerinnt die private Frustration der Protagonisten in kalte Selbstbeherrschung, denn zwischen gesundem Essen und teurem Wein bleibt eine quälende Leere und der Verdacht, dass Can seine Frau betrügt.

Alle Kommunikation verläuft in Hayatboyu indirekt, über den Gesichtsaudruck beim Essen mit Freunden, der Bemerkung über die neue Brille, temporäre Übelkeit oder ein Erdbeben, das ein Unheil ankündigt, welches doch nie explizit werden wird. Die starken Einstellungen spiegeln die durchgestylte und doch feindliche Welt von Can und Ela grandios wieder und werden bis zum Ende durchgehalten. Wie als Verdichtung des verspiegelten Treppenhauses, in dem nie ganz klar wird wo die Menschen sich gerade befinden und ankommen, ist Hayatboyu ein starker Film über Zweifel und Orientierungslosigkeit.

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